Coralie Böhm, inzwischen Kl. 11-1, berichtet von ihrem Auslandsschuljahr in Michigan

Zu Schuljahresbeginn 2020, mitten in der Pandemie, nahm mich meine damalige Klassenlehrerin zur Seite und erzählte mir von einem Stipendium, das sie mir zutrauen würde. Das Parlamentarische Patenschaftsprogramm. Ich bewarb mich und nach vielen Monaten von verschiedenen Auswahlgesprächen und Gruppenmeetings bekam ich einen Brief. Einen sehr umfangreichen. Ich war aus meinem Wahlkreis ausgewählt worden, Deutschland für ein Jahr in den USA zu vertreten. Die Euphorie, die ich damals fühlte, ist fast unvergleichbar.

Einige Monate später war ich auch bereits dort. In Allen Park, ein Vorort von Detroit, Michigan, sollte ich für zehn Monate eine amerikanische High School besuchen. Der Hype war da.

Ich weiß noch, wie glücklich ich war, als ich am ersten Morgen in einem fremden, aber gemütlichen, Bett aufwachte.

Darauf folgten zehn Monate mit vollkommen neuen Erfahrungen. Mein erster Schultag war gleichzeitig mein 17. Geburtstag, was definitiv gruselig war, da ich niemanden an dieser Schule kannte und sehr nervös war. Glücklicherweise wurde ich unglaublich oft angesprochen (ich lief an dem Tag mit einem "Happy Birthday" Ballon durch die Schule, um irgendwie ins Gespräch zu kommen xD). Alle Leute waren unglaublich freundlich und aufgeschlossen. Amerikaner halt. Ich fand es fantastisch. Bereits an diesem ersten Schultag fand ich Leute, die mich den Rest des Jahres, und hoffentlich noch eine Weile darüber hinaus, begleiten würden.

Es gab so viele verschiedene Fächer und Clubs, aus denen man wählen konnte; Cheerleading, Debate Club, Marching Band, Swimming & Diving etc., die alle professionell organisiert und auch finanziell unterstützt wurden. Persönlich habe ich mich dann in den Drama Club verliebt, wo viele meiner Freunde bereits Mitglieder waren. Einige der allerbesten Erinnerungen meines Lebens werde ich immer an unsere Mamma-Mia-Inszenierung haben, die wir im schuleigenen Theatersaal aufführten.
Ich durfte Fächer wie Debattieren, Kochen, Spanisch und Photoshop belegen, was anfangs, um ehrlich zu sein, ziemlich mindblowing war. Ich bin, noch ehrlicher, immer noch neidisch.

Doch nicht nur hoch interessante Erfahrungen machte ich in der High School, die ich besuchte. Ich hatte zudem noch das Glück bei einer Gastfamilie gelandet zu sein, die viel unterwegs war.
Ich durfte so viele verschiedene Events sehen; Renaissance Fairs, Ice-Hockey-Spiele, die großen Seen Michigans, Chicago. Ende März machten wir einen Roadtrip runter nach New Orleans, Louisiana, weil meine Gasteltern wussten, dass ich schon immer mal dorthin wollte. Allein bin ich sogar nach Hawaii geflogen. Bar-Mitzvahs, Quinceañeras oder Klassentreffen einer superreichen Elite-Schule durfte ich dank meines Minijobs miterleben (meine Gasteltern hatten eine Photobooth, die sie bei Events aufbauten und bedienten als Fotografen, bei der sie Hilfe benötigten). Es war traumhaft.

Doch am allermeisten habe ich das Jahr dank der Menschen genossen. Viele neue Bekanntschaften, die mir vor Augen führten, wie unterschiedlich die Menschen sind und wie großartig das ist. Dass, egal wo du bist, du Leute finden kannst, die du ehrlich magst, und dass du dich in der Fremde vielleicht mehr zuhause fühlen kannst als in der Heimat. Wie wichtig Akzeptanz, Toleranz und auch Humor sind für ein gutes Miteinander.
Ich vermisse alle meine Freunde, meine Gastfamilie und am meisten meinen kleinen, inzwischen zweijährigen Gastbruder Rhys. I love him to bits.

Ich bin dankbar für alles, was ich erleben durfte. Vielen Dank vor allem an Frau Klingauf; ohne Sie wäre mein Leben anders verlaufen.

(Coralie Böhm, 11-1)